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INFORMATIONEN

über Heiligenwald und Itzenplitz

von Rüdiger Zakrzewski

 

Heiligenwald ist in vielfacher Weise durch die Kohle geprägt. Bereits im 15. Jahrhundert haben viele Bewohner, meist Bauern aus der Umgebung, nach den „brennenden Steinen“ gesucht und deshalb Pingen und Schürfen (Kohlelöcher, dort wo die Flöze an die Erdoberfläche dringen) gegraben, sogenannte Bauerngruben.

Möglicherweise haben aber auch schon die Römer zur Zeit Cäsars für ihre Eisenschmelze auf dem Kallenberg (Naherholungsraum) nach Kohle gegraben.

1754 entstand eine Rußhütte zur Verkokung von Kohle. Im Umkreis dieser Hütte, heute Rußhüttertal, siedelten sich im Laufe der Jahrhunderte eine Kolonie mit etwa 50 Familien an. Die ehemalige Kolonie Rußhütte war die erste nachweislich geschlossene Siedlung des späteren Ortes Heiligenwald.

 

1857 beginnt mit dem Rußhütter Stollen der Ausbau der Tagesanlage Itzenplitz.

 

1860 Abteufarbeiten von Schacht 1.

 

1867 – 1871 die Zahl der Bergarbeiter wächst. Die Grubenverwaltung legt 2 Schlafhäuser für je 400 Personen an. Ein Bergarbeiterpfad in Richtung Tholey, Hunsrück und andere Gebiete wird für die „Hartfüssler und Ranzenmänner“ angelegt. Heute nachzuvollziehen am Knotenpunkt Heiligenwalder Fünffingerweg.

 

Heiligenwald wächst weiter mit der Grube und hat 1910 durch „herbeigezogene“ Bergleute aus ganz Deutschland und darüber hinaus schon 5329 Einwohner.

 

1885 wird das Seilscheibengerüst, das heute noch steht, fertiggestellt und ist somit das älteste, noch erhaltene Seilscheibengerüst des Saarlandes.

 

1921 wird Heiligenwald politisch selbständig. Streitobjekt zwischen den anliegenden Kommunen ist bei der Selbstständigkeitswerdung die Grube Itzenplitz. Der Streit wird dadurch beigelegt, das Wemmetsweiler die Hälfte der steuerlichen Einkünfte aus Itzenplitz bekommt.

 

1950 fahren täglich mehr als 1200 Bergleute in Itzenplitz an.

 

1958 Itzenplitz wird als Reden-Flamm mit Reden-Fett vereinigt. Flamm und Fett stehen für Flamm- und Fettkohle.

 

1960 erfolgt die Stilllegung der Förderanlage Itzenplitz. Seilfahrt und Materialtransport werden weitergeführt.

Heiligenwald ist aus der Kohle entstanden, mit der Kohle gewachsen und erreichte einen bescheidenen Wohlstand.

Heiligenwald ist eine sehr junge Gemeinde, deren Bürgerinnen und Bürger sich aus dem Saarland und vielen Gebieten Deutschlands hier ansiedelten. Es gab keine, wie in anderen langsam gewachsenen Orten, über die Jahrhunderte berufliche Alternativen zum Bergbau.

 

Die schwere, gefährliche Arbeit prägte auch privat die notwendige Solidarität. Große Teile der Bevölkerung waren bis in die 70er Jahre noch sehr eng mit dem Bergbau und den bergmännischen Gepflogenheiten und Traditionen verbunden. Diese enge Beziehung ist auch heute noch allgegenwärtig.

 

Die unterschiedlichen Herrschaften von Freiherr von Kerpen über den königlich preußischen Bergfiskus, die Mines Domaniales de la Sarre, dem Deutschen Reich, den Saarbergwerken und der RAG drückten den Bergleuten und ihren Familien ihren Stempel auf.

 

Auf der Anlage und im Umfeld der Grube Itzenplitz haben sich zahlreiche wertvolle Zeugnisse der saarländischen Industriegeschichte und bundesweiten Bergbaugeschichte erhalten. Technische Zusammenhänge lassen sich immer noch gut erkennen, wie die im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlichen Kohleabbauarten, die in Itzenplitz auf engstem Raum zu sehen sind (Pingenabbau, Stollenabbau, Seilfahrt).

Itzenplitz ist ein lebendiger Zeitzeuge für wichtige, einmalige industrielle und sozialgeschichtliche Gebäude, technische Anlagen und Landschaftselemente. Sie prägen den Ort und die Umgebung wie z. B. die Prämienhäuser, die bergmännischen Siedlungen und Bergbeamtenhäuser von 1869 bis ca. 1903, der preußische Betsaal von 1886 (einzige noch aktive ev. Kirche mit einem Betsaal in Deutschland, die sanierten Waschkauen von 1890, der Itzenplitzer Weiher, der zur Speisung der Dampfmaschinen geschaffen wurde, Naherholungsraum, 350 Pingen und Schürfen als größtes zusammenhängendes Pingengebiet in Deutschland, Pumpenhaus von 1908, das Schlafhaus, der Grubenbahnhof von 1860, die Lampenstube von 1864, Jahnturnhalle, Fördergerüste, Maschinenhäuser.

 

Eine solche Fülle von gut erhaltenen, teilweise schon sanierten Relikten aus der Kohlezeit, ist zusammenhängend sehr selten zu finden.

 

Viel wurde schon von privater Seite geleistet. Auch die Gemeinde hat ihre Hausaufgaben in weiten Bereichen erledigt (siehe Planung). Nun ist man dabei von Seiten des Landes „Pflöcke“ einzuschlagen, die unser bergbauliches Vermächtnis im Lande herausstellen, spannend vermarkten, fördern und einer breiten Öffentlichkeit weit über die Landesgrenzen hinaus zugänglich machen. Wichtig ist, dass die Planungen des Landes in Abstimmung mit den örtlichen Betroffenen rasch weiter vorangetrieben werden.

Schon jetzt wird der Naherholungsraum Itzenplitz jährlich von Tausenden von Menschen genutzt. Die noch unter Bergrecht liegenden und noch nicht freigegebenen Flächen der alten Tagesanlage (u.a. wegen geringer Kontaminierung), wird von vielen Fotografen, Technikfreaks und Interessenten, die auf dieser Fläche investieren wollen, besucht.

Der Naherholungsraum Itzenplitz wird von zahlreichen Menschen zur Entspannung und Erholung genutzt. Nach Zählungen des Zweckverbandes besuchen an schönen Wochenenden ca. 8 000 Menschen dieses Erholungsareal. Eine besondere Rolle spielt natürlich auch der Itzenplitzer Weiher (angelegt als Wasserreservoir der Gruben Reden und Itzenplitz). Obwohl im Weiher das Baden aus Sicherheitsgründen verboten ist, schwimmen Hunderte von Menschen im „Lago Itzenplitz“ (Volksmund). Im Winter wird der Weiher von Schlittschuhläufern aber auch von Eisschwimmern genutzt. Der Angelverein sorgt für die notwendige Hege und Pflege der Tierwelt.

Zahlreiche Wanderwege haben hier ihren Ausgangspunkt. Am Itzenplitzer Weiher führt der „Schiffweiler Bergmannsweg“, der „Kreiswanderweg“, der „Radweg Velo vis a vis“ (bis Frankreich), der Weg „Saar – Radland“ und der Radweg  „Tour de Energie“ vorbei. Er ist Treffpunkt für zahlreiche Nordic – Walking – Parcours, Langlaufveranstaltungen aber auch für kulturelle Highlights (Werner Altmeier Platz).

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